fuhrmann
(.333 member)
26/07/08 08:46 PM
Re: Who hunts with early bore rifles - experience on large g

Here is one more account about hunting in the old times, found in an 1908 issue of "Das Schiesswesen":

Geschosswirkung einst und jetzt

Kiessling
Das Schiesswesen, Band 10, Nr. 7, S.57-60, 23.7.1908

.......Die alte Jägerregel lautete, ein Stück Wild nur in normaler Stellung zu beschiessen ...... Der Schütze hatte die Pflicht, so lange mit der Abgabe des Schusses zu warten, bis das Stück normal stand, d.h. bis es dem Schützen die Breitseite zugewandt hatte und den Kopf ganz erhoben oder wenigstens in Höhe der Rückenlinie trug. In dieser Stellung bot das Wild dem Schusse die edlen Organe als Angriffsfläche dar, und Ein- sowie Ausschuss konnten bei den Fluchten des durchschossenen Wildes nicht oder doch nur unvollkommen verdeckt werden. Man beabsichtigte und erreichte auf diese Art eine deutliche, reichliche Schweissfährte. Um diese Schweissfährte drehte sich dazumal alles, sie war das Alpha und Omega des ganzen Schiessens auf Wild.
Der Jäger erwartete gar nicht, dass das Stück im Feuer zusammenbrach, ja, er wünschte es nicht einmal, denn erfahrungsgemäss waren Schüsse, welche in dieser Art wirkten, fast durchweg faule Schüsse. Das Wild war meistens gekrellt; es brach zwar im Feuer zusammen, aber nur, um nach kurzer Zeit wieder hoch zu werden und nach einigen taumelnden Fluchten in rasender Fahrt auf Nimmerwiedersehen abzugehen. Die Situation des Schützen war in solchen Fällen keineswegs angenehm. Die Kürze der Zeit erlaubte das umständliche Wiederladen der meistens einläufigen Vorderlader-Birschbüchse nicht, und so musste dann der Hirschfänger aushelfen, - wenn der Jäger noch zeitig genug beim Stück anzulangen imstande war.
Mit allem Nachdruck wurde daher dem Schützen die Vorsicht eingeprägt, unverzüglich nach dem Schuss das zusammengebrochene Stück im Galopp anzulaufen und, ohne erst lange nach dem Sitz der Kugel zu forschen, ihm zunächst einmal den Fang zu geben. Liess sich dieses in der üblichen, gerechten Weise nicht mehr ermöglichen, weil der Hirsch schon wieder hoch geworden war und trotz der noch vorhandenen Schwäche den auf ihn eindringenden Schützen abschlug, so war es sogar gestattet, die Hessen, die starken Sehnen der Hinterläufe, zu durchschlagen, um den Geweihten zunächst wenigstens an den Platz zu bannen! – Man fürchtete also diese Krellschüsse mit gutem Grunde, und merkte der Jäger wirklich einmal, dass seine Eile umsonst war, weil kein Krellschuss vorlag, so hatte er trotzdem keinen Grund, zu triumphieren. Der Hirsch war denn eben durch irgendeine Stelle der Wirbelsäule, vielleicht sogar durch das Haupt geschossen, oder die Kugel hatte ihm beide Vorderläufe dicht unter dem Körper gebrochen .........
Programmmässig war es also, dass das Wild im Knall nicht zusammenbrach, sondern in rasenden, wenn auch augenscheinlich kranken Fluchten abging. Dann hatte schon der Kugelschlag dem Ohre des Jägers die erste frohe Botschaft vermittelt, und man konnte so recht con amore seine Büchse „auf den Brand“ laden, um dann den Anschuss zu prüfen und je nach dem Befunde die Dispositionen für die Nachsuche zu treffen. Von der Regel, das Wild zum Schusse erst breit treten zu lassen, ging der gesetzte Jäger niemals ab, denn er wusste, wenn auch vielleicht nicht in wissenschaftlicher Form, dass die statische und dynamische Arbeitsleistung seiner Büchse nur unter diesen Umständen genügte, um den Erfolg nach menschlichem Ermessen zu garantieren.
Schrägschüsse liessen entweder die nötige Tiefenwirkung vermissen, oder aber sie waren doch wenigstens nicht derart, dass sie eine starke Zerstörung der edlen Teile und damit ein baldiges verenden herbeigeführt hätten. Das derartig getroffene Wild lebte noch stunden-, ja tagelang, liess sich vom Schweisshund bis in die Pechhütte hetzen und fiel schliesslich wohl gar irgendwo in einem stillen Winkel zu Holze, weil der mangelnde Schweiss dem Hunde das Halten der Fährte unmöglich machte. Dieser Fall trat sogar verhältnismässig oft ein, denn jene Büchsen ergaben bei Schrägschüssen geringe Tiefenwirkung, und die Decke resp. Das Feist verhinderte den Schweissaustritt aus dem Einschusse. Das waren also durchaus triftige Gründe, welche den Breitschuss unbedingt rechtfertigten und als allein ratsam erscheinen liessen.
Lungenspitzen- und Leberschuss, das liess man sich noch gefallen, wiewohl namentlich bei der letztgenannten Verwundung das Wild oft noch stundenlang lebte und nur schwer steif wurde. Den reinen Weidwundschuss jedoch schätzen unsere Vorfahren wenig, es sei denn, dass sie sich an den Leistungen routinierter Hunde erfreuen wollten. Aber auch schon damals arbeitete nicht jeder Hund, vor allen Dingen die jungen nicht, in der musterhaften Weise, wie sie uns in Wort und bild so überschwänglich geschildert worden ist. Den Weidwundschuss, welcher gar nicht selten Misserfolge zeitigte, fürchtete man und befolgte daher die Regel, die Kugel vorne anzutragen.
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Tatsache ist, dass man mit unseren (modernen) Geschossen das Wild ganz barbarisch zurichten kann, und diese Wirkung wird so ziemlich stets eintreten, wenn starke Knochen in Verbindung mit umfangreichen Muskelpartien gefasst werden. .......
Und so dreht sich denn auch hier, wie sonst überall, das Weltgetriebe im Kreise: wir bevorzugen gleichfalls den Schuss auf das breitstehende Wild, wenn auch aus entgegengesetzten Gründen wie unsere Vorfahren. Sie beabsichtigten, eine möglichst starke Zerstörung des Wildkörpers herbeizuführen, wir suchen ihn möglichst zu schonen.
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